Wenn einem an der Uni kein Kurs zusagt, muss man sich eben andernorts umsehen. Zum Beispiel bei einem Grillseminar der Firma Weber. Der Nachteil natürlich ist, dass man den anders als in der Uni extra bezahlen muss, dafür bekommt man aber auch was zu Essen. Genau genommen bekommt man viel zu viel, denn kein normaler Mensch kann soviel essen! Aber der Reihe nach:
Bei meinem Glück habe ich mich ohne es zu wissen für das Fleischmenü angemeldet, das übrigens im allwettertauglichen überdachten Hinterhof der Firma Brandl in Eitensheim zubereitet wurde. Gegrillt wurde unter Mitarbeit der Semiarteilnehmer:
1. Geräucherte Nürnberger
Als Demonstration des neuen Smokers nett angedacht, aber geräucherte Würstchen braucht wirklich kein Mensch. Der Geschmack ist nichtssagend und kommt eher den vertrockneten Vertretern nahe, die man in der fettigen Pfanne vergessen hat.
> Amuse-Gueule: 2 Nürnberger Würstchen
2. Flanksteakfajita
Nachdem Paprikastreifen im Wokeinsatz des Weber Gourmet BBQ System angegrillt und mit Maggi Texicana Salsa vermengt waren, wurden sie zusammen mit separat gegrilltem Flanksteak in dünnen Streifen ordentlich in einem fertigen Wrap verpackt.
> Vorspeise: 1/2 Wrap
3. Hähnchenbrust mit gefüllter Paprika
Das Hähnchen wurde mit einem Pfefferminzblatt und Speck nach Saltimbocca-Art gepackt und in Gruppen auf die großen freihängenden Spieße gesteckt; in die Paprikahälften kam eine fetahaltige Creme.
> 2.Vorspeise: 1 Hühnerbrust und 1/2 Paprika
4. Das perfekte Steak mit gegrillten Romanaherzen
"Das perfekte Steak" ist natürlich eine ambitionierte Ansage und bildete sozusagen das Herzstück der ganzen Veranstaltung, denn es wurde im Laufe des Abends immer mal wieder bearbeitet. Zurecht, denn wofür hat man einen Grill, wenn nicht für ein schönes Stück Fleisch? Alles andere ist nettes Beiwerk, aber - um als Anti-Vegetarier zu sprechen - von Salat und Gemüse allein wird man eben nicht satt. Demnach ist es durchaus im Sinne der Kusrteilnehmer diesem Aspekt besondere Aufmerksamkeit zu schenken. In der Tat war das Ergebnis am Ende nicht zu verachten, wobei ich mir nicht anmaßen würde es als "perfekt" zu bezeichnen, da ich schon anderes Fleisch gegessen habe und daher weiß wie ein Steak auch schmecken kann. Um vom Grundprodukt abzusehen, dass naturgemäß in einem Kurs nicht den Anspruch haben kann wie man ihn sich zuhause gönnen mag, ist der Weg aber zumindest annähernd "perfekt" vorgezeichnet. (Annähernd deshalb, da ich trotz der Überzeugungsarbeit des Kursleiters mein Fleisch nie vorher salzen würde.) Was den zweiten Teil des Gerichts angeht: Nicht nur, dass die Salatherzen blitzschnell gemacht sind, sie schmecken phantastisch und wären noch besser, wenn man reinen Balsamico statt der verdickten Creme näme.
>Hauptgang: 3 Streifen Entrecôte und 1/4 Salatherz
5. Bardiertes Hüftsteak mit gefüllter Kartoffel und Gorgonzolasauce
Das Fleisch bei diesem Gang war erwartungsgemäß gut, schon allein wegen des Speckmantels; die Kartoffeln waren aber sogar noch besser. Die gekochten Knollen wurden zunächst in halbe dicke Scheiben geschnitten und dann mit Speck dazwischen wieder zusammengebaut, bevor sie in einem Gestell auf den Grill kamen. Der Speck bleibt dabei für meinen Geschmack etwas roh, aber das müsste sich mit einem längeren Aufenthalt im warmen Grill beheben lassen, denn den blassen Kartoffel schadet etwas mehr Farbe gewiss auch nicht. Von der Gorgonzolasoße kann ich leider nichts berichten, da ich sie, wie übrigens viele andere auch, nicht probiert habe, weil ich keinen Gorgonzola mag. Edelschimmelkäse ist eine Klasse für sich, entweder man liebt ihn oder man hasst ihn und ich bin mir nicht sicher, ob ein Kochkurs der richtige Platz für ein derart polarisierendes Lebensmittel ist.
>2. Hauptgang: 1 kleines Hüftsteak und 1/2 Kartoffel mit Soße
6. Fruchtiger Ebelskiver
Den Namen dieses Desserts versteht man wohl nur wenn man einen Weber Grill hat oder zumindest mit den Produkten vertraut ist. Es handelt sich wiederum um einen Einsatz für das Gourmet BBQ System, benannt nach einem dänischen kugelförmigen Pfannkuchen. Das Küchlein war wirklich sehr gut und so locker, dass man trotz überdeutlichem Völlegefühl noch mindestens eins geschafft hat. Der fruchtige Anteil muss allerdings irgendwo auf dem Weg verloren gegangen sein, denn meines bestand nur aus Teig, was aber kein unbedingter Nachteil sein muss.
> Dessert: Kleinkuchen
Ich denke man kann sich in seinem geistigen Magen ganz gut vorstellen, dass es selbst für einen guten Esser schwer wird, das hier Aufgezählte alles zu essen. Außerdem ist der Menüvorschlag natürlich von einer Privatperson kaum in aller Ausführlichkeit nachzumachen, da der Normalgriller keine sieben Grills zuhause herumstehen hat. Einzelne Auskopplungen natürlich sind zur Nachahmung durchaus zu empfehlen und dürften dank umfassenden Erklärungen und der mitgegebenen CD auch zuhause kein Problem darstellen.
Fazit: Erstens habe ich festgestellt, dass ich einen verwöhnten Gaumen habe, vor allem was Fleisch angeht. Zweitens geht der Trend offenbar zum Zweitgrill, denn bei der Vielfalt der
grillbaren Gerichte fällt die Auswahl schwer und bei einem kompletten
Menü mit Beilagen wird es schnell sehr eng auf dem Rost. Drittens ist das Weber© Grillseminar natürlich eine verkaufsfördernde Veranstaltung, da man gezeigt bekommt was mit den richtigen Gadgets alles möglich ist. Trotzdem lernen unerfahrene Griller wie vermeintliche Experten viel von der richtigen Befeuerung, übers eigentliche Grillen bis hin zur Reinigung des Kochgeräts.
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